untotal - fuck_all_those_perfect_people

fuck all the perfect people

Eine Hommage an einen sinnvollen Song.

Fuck all the perfect people. Mehr Punk geht nicht, so möchte man meinen, wenn mann diesen Aufruf liest. Rausgerotzt. Right in your face. Vollrausch.

Nein, hier handelt es sich um einen ruhigen Country-Song. Gesungen von einem mittlerweile 81 Jahre alten Chip Taylor. Die New Ukraininans sind seine (skandinavische?) Begleitband. Das Stück ist sicherlich eine Perle auf dem gleichnamigen guten Album von 2012.

Der einfache und einprägsame Song lebt von Taylors tiefer und teils brüchiger Stimme. immer wieder begleitet von Sildeguitar und Hammondorgel. Der Refrain wird von einem weiblichen Gospel-Background geführt. Der Aufruf des Titels folgt nach jeder Strophe und wird von männlichen Stimmen mit getragen. Das Stück und das Video kommen auch ohne Überraschungen und Breaks sehr gut zurecht und hinterlassen einen nachdenklichen Eindruck.

Das Footage (Yeah: Anglizismus) ist in schwarz-weiß gehalten und zeigt erfreulicherweise durchschnittliche unperfekte Menschen in den Straßen Manhattans. Die wie Amateuraufnahmen wirkenden Szenen erschaffen nicht nur ein Bild grauer Tristesee, die das Leben in einer Großtadt wie New York mit sich bringt. Auch Zuversicht und Wärme werden vermittelt. Die einzelnen freundlich und symphatisch wirkenden Personen singen Teile der Strophen mit.

Interessant sind vor allem die Kommentare unter dem Video. Es sind oftmals Leute mit Alkohol und Drogenproblemen, die sich zu Wort melden. Manche haben die Sucht überwunden, arbeiten aber noch an den Nachwirkungen. Andere leiden immer noch dran oder kriegen es im Augenblick nicht hin.

To crawl or not to crawl

Es soll ja Leute geben, bei denen läuft nicht immer alles glatt. Die das berüchtigte gutbürgerliche Leben nur vom Hörensagen kennen. Die zusehen müssen, wie sie den Alltag meistern können. Deren Existenz auf dem Spiel steht, deren Seele gebeutelt oder beim Teufel ist. Es geht um die ständige Frage „Soll ich oder soll ich nicht“. Um wichtige Entscheidungen. Es geht ums Überleben, körperlich wie mental – in der Vergangenheit, in der Gegenwart und in der Zukunft. Jeder einzelne hat seine verpassten Momente, erträgt die Auswirkungen falscher Entscheidungen und hofft für sich das Beste. Die Alkoholiker und Drogensüchtigen werden eine Zeile ‚to crawl or not to crawl‘ sicherlich anders beantworten als karrieregeile Nachwuchsjuppies oder völkisch-gestörte Hippster.

Und dann es gibt die perfekten Leute, denen nach außen scheinbar alles gelingt. Die auf alles die passende, die eine Antwort haben. Die genau wissen, wie es geht. Der Blick von oben ist gewiss. Der Songtitel spricht mir aus dem Herzen. Dir auch?

James Wesley Voight ist Wild thing

Dem ein oder anderen ist Chip Taylor vielleicht noch bekannt als Erschaffer des alten Gassenhauers „Wild thing“. Die Troggs und Jimi Hendrix haben ihn gespielt und dadurch auch hunderte verwegene Medizinstudenten auf den berüchtigten Ärzteparties in Extase versetzt.

Chip Taylor wurde als James Wesley Voight geboren und ist nebenbei der Onkel von Angelina Jolie. Er hat seit 1971 weit über 20 Alben veröffentlicht. Schon davor schuf er bekannte Stücke wie Try (Just a Little Bit Harder), das Janis Joplin 1970 zu Fame verhalf sowie Angel in the Morning, das auch von Joya Landis 1968 in einer Early Reggae-Version gecovert wurde.

Was noch

Fuck all those perfect people wurde auch in der zweiten Episode der Netflix-Serie ‚Sex-Education‘ gespielt. Und damit neben ‚On the Radio‚, ebenfalls von Chip Taylor, einem größeren Publikum vorgestellt.

Text

To be or not to be
To free or not to free
To crawl or not to crawl
Fuck all those perfect people

To sleep or not to sleep
To creep or not to creep
And some can’t remember what others recall
Fuck all those perfect people

Sleepy eyes, waltzing through
No, I’m not talking ’bout you

To stand or not to stand
To plan or not to plan
To store or not to store
Fuck all those perfect people

To drink or not to drink
To think or not to think
Some choose to dismember your rise and your fall
And fuck all those perfect people

Sleepy eyes, waltzing through
And I’m not talking ‚bout you

To sing or not to sing
To swing or not to swing
Hell, he fills up the silence like a choke on the wall
Fuck all those perfect people

To pray or not to pray
To sway or not to sway
Jesus died for something, or nothing at all
Fuck all those perfect people

Sleepy eyes, waltzing through
I’m not talking ‚bout you

Zu guter Letzt

„fuck all those perfect people“ ist sicher ein sehr direkter Titel. Was denkst Du über das Stück, seine Musik, den Text oder das Video? The Kommentareingabe is yours.

Bis in bälde und bleib gesund!

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