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Hämorroiden – Ausgangssperre

Morgens um 7 war deine Welt noch in Ordnung. Nun, eine gefühlte Ewigkeit später, um 7.10 Uhr schmerzt der Anus und der Stuhlgang wird zur Qual. Der Ausgang ist gesperrt.

Das Kneifen und Ziehen am Ausgang wird zur Zerreißprobe. Das Geschäft muss wieder schließen. Nichts geht mehr, aber der Druck bleibt. Also später nochmal versuchen. Wieder kein Erfolg. Der dritte Gang richtet es dann aber doch noch. Unter leichtem Tränenfluss aus den zugekniffenen Augen und erhöhtem Puls tritt die Erleichterung ein. Erstmal geschafft.

Aber dann kommt ja noch die Endreinigung. Dein Gesicht verzieht sich erneut zu Fratze. Und dann ist es endlich geschafft. Dein Tagesgeschäft. Direkt nach dem Händewaschen tritt das Gefühl eines erneuten Bedürfnisses ein. Nein, nicht nochmal. Niemehr.

Auf dem Weg zur Arbeit und auch im Büro fährt deine Hand immer wieder ans Gesäß und drückt und zupft an seiner Öffnung. Dort juckt und scheuert es immer wieder, immer öfter. Mit deinem nun breitbeinigen Gang wirkst auf einmal noch männlicher. Dein Blick ist dabei erst fokussiert, dann fahrig. Und der verlegene Blick nach hinten verspricht nichts gutes. Ein Gespräch mit Kollegen bahnt sich an. Und es gibt keinen Fluchtweg in eine beruhigte Zone.

Pressen und atmen

Wenn es dir ähnlich ergeht, dann hast du vielleicht mal wieder zu stark gepresst. Oder du hast mal wieder zu lange gesessen. Hämorroiden sind sehr empfindlich und mögen das gar nicht. Dabei haben sie eine wichtige Aufgabe: Sie kontrollieren den Stuhlgang und steuern gemeinsam mit dem Schließmuskel die Darmentleerung. Wie bei einem anderen bekannten Schwellkörper auch, füllen sie sich mit Blut und können so den Darm nach außen hin verschließen. Das Gefäßpolster mit den Hämorroiden befindet sich unterhalb der Enddarmschleimhaut und sitzt oberhalb des Anuskanals. Dort bilden sie den krönenden Abschluss des Enddarms.

Juckreiz

Doch woher kommen dann Juckreiz, Nässegefühlt oder gar hellrotes Blut an Stuhl und Papier? Nun, wie jedes anständige Adergeflecht an nervenstarken Orten kann es anschwellen und diese Beschwerden verursachen. Aber wieso machen die das bei dir? Vielleicht hast du zu oft zu stark gedrückt oder hast die Zeit vergessen während des Landgangs. Denn dadurch hast du einen Blutrückstau in deinem analen Gefäßkissen verursacht.

Ballast und Gewohnheit

Und wie sieht es denn bei dir mit der ausgewogenen und ballaststoffreichen Ernährung aus? Bewegst du dich denn auch genug und sitzt nicht nur den ganzen Tag herum? In Bus und Bahn, im Büro, auf dem Sofa, auf einem Pferd oder Fahrrad oder gar irgendwo, einfach so, mit dem Handy auf dem Klo bei Freunden?

Dabei ist es eigentlich wie immer: Einfaches Konzept, aber schwer umzusetzen.

  • Viel trinken
  • ballastoffreiches Essen
  • viel Obst und Gemüse (z.B Karotten, grünes Gemüse)
  • wenig Fleisch (sorry Dude)
  • Hülsenfrüchte (Linsen, Erbsen, Bohnen und Kollegen)
  • Beeren und Nüsse
  • Flohsamen, Leinsamen, Weizenkleie

Was auch hier wieder auffällt: Es ist immer das selbe. Alle hier aufgeführten Lebensmittel sorgen für eine äußerst gesunde und ausgewogene Ernährung. Diese Zusammensetzung findest Du in den unzähligen Ratgebern gegen jede Art von Zipperlein. Auch deine geistige Stärke, deine schwindende Manneskraft und natürlich die neulich wieder entdeckte Resilenz profitieren davon.

Was tun?

Aber tröste dich. Jeder zweite Mann um die fünfzig nennt Hämoroidalleiden sein eigen. Bei den meisten sind es nur leichtere Beschwerden, die durch Gewohnheitsänderungen gut heilbar sind. Speziell geformte Sitzgelegenheiten mit Aussparung im Problembereich können ebenfalls helfen.

Verödung (Sklerosierung)

Andere hingegen haben allerdings nicht so viel Glück. Dann muss eventuell das Skalpell bemüht werden oder im günstigeren Fall verödet werden. Dabei wird eine Lösung in die Blutsäckchen gespritzt. Diese hemmt die Blutzufuhr und die Hämorroiden werden verkleinert. Allerdings hält diese Methode nur ca. 3 Jahre vor. Danach kann es durchaus vorkommen, daß die Probleme erneut auftreten.

Abbinden (Ligatur)

Bei nach außen stark hervortretenden Blutsäckchen werden diese fachärztlich mit Gummibändern abgebunden. Die Blutzufuhr wird auch hier gestoppt. Nach einigen Tagen werden diese dann ausgeschieden oder fallen nach einiger Zeit dann ab. Mal schauen, wer die zuerst findet. „Papa, was ist das?“

Salbe oder Salbung?

Ein Klassiker unter den Behandlungsmöglichkeiten ist die Hamamelis-Salbe. Sie wird aus Extrakten des virginischen Zauberstrauchs hergestellt. Dabei lindert sie den Juckreiz, fördert die Wundheilung und hemmt zudem noch Entzündungen.

Ergänzende Handlungsempfehlungen

Eine ergänzende Handlungsempfehlung für dich gibt es um die Ecke auch bei Deutschlands berühmtesten DrogerieMarkt. Es sind Flohsamenschalen. Du denkst wahrscheinlich sofort: Oh weh, die armen Flohmännchen. Und wie kommt man an deren Samen? Aber, alles halb so wild. Den kleinen sprunggewaltigen Insektchen geht es gut. Hier handelt es sich um die getrockneten Samenschalen der Wegerichgewächse Plantago afra und Plantago indica. Die pulverfeinen Schalen werden mit reichlich Wasser gemäß Packungsbeilage eingenommen. Daraufhin bildet sich im Darm eine zarte Gleitschicht um den Stuhl. Ein Ergebnis ist schon nach 2-3 Tagen erfahrbar. Deine Symptome verschwinden dadurch nicht unbedingt, sie zeigen sich jedoch weniger stark. Dein Anus und du, ihr könnt euch dann etwas erholen.

Getrocknete Schafgarbe aus der Apotheke kann im Sitzbad oder bei Waschungen angewandt werden. Die Biosubstanzen vermindern die Blutungsneigung und lindern ebenfalls Juckreiz.

Für Freunde von Globolis können je nach Beschwerden Hamamelis, Brechnuss oder sublimierter Schwefel verabreicht werden. Da sag noch mal einer: Homöopathie sei für’n Arsch.

Umfangreiche Informationen zu Behandlungen findest du unter anderem auf den Seiten von haemorriden.net oder auch einen Erfahrungsbericht auf haemorrhoiden1.info

Übrigens

Das Motiv auf dem Beitragsbild ist keine Hämorroide. Es handelt sich um die Hamamelis-Blüte der Zaubernuss. Allerdings wäre eine Hämorroide dieser Ausprägung beim nächsten Proktologen-Café sicherlich eine Erwähnung wert.

Zu guter Letzt

Mach dich locker, heißt es von nun an. Wie Paul Breitner schon sagte: „Die anderen hatten die Hose voll, doch bei mir liefs‘ ganz flüssig.“

Bis bälde und bleib gesund.

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